Zum Thema Ehe für alle (und die Kirche)

Zum Thema Ehe für alle. In Österreich.

Gerade ist ja bei uns noch die nächsten drei Wochen Wahlkampf und in den diversen Fernsehduellen kommt sehr oft das Thema „Ehe für alle“ auf. Ich möchte mich mit dieser Frage eigentlich nicht sehr lange aufhalten, sondern für diejenigen die in der Diskussion in die Irre geführt werden, einen kurzen Überblick schaffen, um was es im Moment noch wirklich geht. In Österreich handelt es sich beim Thema Ehe für alle , in Wahrheit, nämlich nur mehr um eine Formulierungs- und nicht mehr um eine Gleichheitsfrage im Sinne der persönlichen Rechte. Vielen Menschen scheint das noch nicht ganz klar zu sein und das mag auch an den ein bisschen irreführenden formulierten Forderungen liegen.

2009 einigte sich die Koalition ÖVP/SPÖ darauf, eingetragene Partnerschaften zu erlauben. Homosexuelle Paare dürfen in Österreich, seit 2017, mit den selben Konsequenzen wie auch heterosexuelle Paare (Thema erben, Thema Versicherung, etc.) am zuständigen Standesamt eine Partnerschaft eintragen. Damit sind sie für den österreichischen Staat und die Gesellschaft als Familie und Einheit anerkannt und es ist ihnen sogar möglich Kinder zu adoptieren, sie gelten als nächste Angehörige etc. Dass die Spanne von 10 Jahren zwischen Beschluss und Umsetzung reichlich lang war, ist ein anderes und nicht sehr rühmliches Kapitel.

Die Gleichheit für homosexuelle Partnerschaften ist damit gesellschaftlich in den wesentlichen Punkten eigentlich gegeben. Worüber wir nun diskutieren ist nicht mehr das Grundrecht auf Anerkennung seiner Liebe und die Bereitschaft Verantwortung für einen anderen Menschen zu übernehmen, sondern der Begriff der Ehe als prägende Bezeichnung einer Partnerschaft. Jetzt könnte ich über die historische und traditionelle Bedeutung der Ehe schreiben und das als Argument dafür ins Feld führen, warum homosexuelle Paare keine Ehe sondern eben eine Partnerschaft führen/eingehen. Im Gegensatz zu gewissen Politikern in meinem Land tue ich das aber nicht, weil es sich  hier eigentlich nur um gesellschaftliche Normen handelt, die sich mit Fug und Recht auch verändern können. Selbes gilt meiner Meinung nach auch für den Begriff Familie, aber da nähern wir uns schon der eigentlichen Problematik:

Über den Ehe-Begriff kann auf politischer Ebene zwar diskutiert werden, aber nicht entschieden. Das ist nicht das Metier der Politik, weil es sich dabei um einen religiösen und (in unserem Fall) kirchlich/biblisch geprägten Begriff handelt, den die Kirche auch insofern kontrolliert, als dass man eine Ehe, im christlichen Sinne, nur in einer Kirche schließen kann. In Österreich ist keine unserer aktuellen Scheinwerfer-PolitikerInnen TheologIn und das merkt man. Meiner Meinung nach geht man den eigentlichen Kern der Ehe-Frage, über die Politik, völlig falsch an. Der politische Kampf um grundlegende LGBT-Rechte ist bereits seit längerem eröffnet und in Sachen-Partnerschaft auch schon, meiner Meinung nach, erfolgreich geschlagen worden. Jetzt geht es im Wesentlichen nur mehr um Begrifflichkeiten.

Nun kann man darüber diese Begrifflichkeiten gerne diskutieren, ob es eine Diskriminierung darstellt, dass das eine Ehe und das andere Partnerschaft betitelt wird. Das finde ich auch wichtig. Aber es ist wichtig festzuhalten, dass vor dem Gesetzt und der Gesellschaft hinter beiden Begriffen jedenfalls das Selbe steht und auch rechtlich so gehandhabt wird. Vor der Kirche aber, die für das schließen einer Ehe im christlichen Sinne zuständig ist, macht es einen (theologischen) Unterschied. Wie tragend die Argumente der Kirche hierbei sind (oder eher nicht sind), kann ich hier nicht im Detail ausführen. Was ich mit diesem Beitrag festhalten wollte ist, dass es sich dabei um eine Diskussion auf politischer Ebene handelt, die innerkirchlich geführt werden muss um auch tatsächlich fruchtbar (Theologen werden an dieser Stelle lachen) zu sein. Eine Ehe für alle kann der Staat nämlich gar nicht in vollem Ausmaß bestimmen.

Als Theologin erlaube ich mir an dieser Stelle noch eine kleine Anmerkung: Der Begriff der Ehe ist biblisch wirklich ausschließlich zwischen Männern und Frauen bezeichnend für eine Partnerschaft und stellt einen heiligen Bund dar. Es ist also schwer, hier theologisch zu argumentieren. Ich kann zwar problemlos biblisch gegen eine Verteufelung von Homosexualität argumentieren und auch den nun viel umstrittenen Begriff der Familie kann die Kirche nicht für sich alleine beanspruchen (auch wenn sie gerne würde), aber beim Thema Ehe scheint die Sache (derweil) ziemlich klar zu sein.

 

Titelbildquelle

Hinterlasse einen Kommentar