Im Namen der Liebe

Ich habe schon Texte über die Liebe und über das Verliebt-sein geschrieben. Heute, am Valentinstag, scheint es aber wieder eine obligatorische Gelegenheit zu geben meinen Gedanken in dieser Hinsicht noch ein bisschen mehr nachzuhängen und sie für euch in Wortform auszuspinnen und auszuformulieren.  Lasst uns also genau das tun:

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Im Namen der Liebe geschieht so einiges in unserer Gesellschaft. Immer häufiger wird es auch sich aus Liebe scheiden zu lassen. Entweder, weil sich eine der beiden Partner neu verliebt hat und dieser ‚Liebe‘ nachgehen ‚muss‘, oder weil sich beide Parteien einig sind, dass es für ihre Liebe besser ist sich zu trennen. Ich bin mir sicher, dass im Namen der (vermeintlichen) Liebe noch ganz andere Argumente in das Feld des Egoismus und der  Eitelkeiten geführt wird. Manchmal habe ich das Gefühl wir befinden uns nicht nur am Weg zur Liebe auf dem Holzweg, sondern auch beim Verlassen. Aber woran liegt das?

Liebe, aber sofort!

Vielleicht, weil wir  uns zu wenig Zeit nehmen. Wir nehmen uns zu wenig Zeit für uns, unsere Körper, Seelen, Pläne und Wünsche. Wir sind eine Generation die im Sofort lebt und nie zu warten gelernt hat. Alles sofort, oder besser schon vorgestern! Wir hetzten uns durch die Schule, durch das Studium, von Termin zu Termin, getrieben von Leistungsdruck und überzogenen Erwartungshaltungen. Der Optimierungsversuch wird zum Perfektionismuswahn und lässt uns vollkommen auf unsere Menschlichkeit vergessen. Für die ist irgendwann kein Platz mehr. Für uns, so wie wir sind, ist irgendwann kein Platz mehr. Wir mobben uns aus unserem eigenen Leben.

Wir nehmen uns aber nicht nur in der Beziehung mit uns selbst zu wenig Zeit und betrachten uns mit zu wenig Liebe und Barmherzigkeit, sondern auch im Bezug auf unsere zwischenmenschlichen Beziehungen trifft der knappe Faktor Zeit zu. Wir wollen uns schnell verlieben, gleich die ganz großen Gefühle spüren und Feuerwerke entfachen. Droht uns unser Herz bei der ersten Begegnung nicht gleich aus der Brust zu springen, dann hat es keinen Sinn sich nochmal zu treffen und Zeit zu verschwenden. Dank Dating-Apps ist der nächste potentielle Partner nur einen Wisch und Kaffe mit Small-Talk entfernt.

Die Liebe ist kein Tipi-Zelt

Was wir dabei aber zu vergessen scheinen, oder mit aller Macht zu verdrängen suchen ist, dass Liebe, dass Beziehung etwas ist das wachsen muss. Je langsamer und vorsichtiger desto besser. Stürzt man sich schnell in etwas hinein, fällt man auch leicht schnell wieder heraus. Hals über Kopf, führt nicht selten zu metaphorischen Genickbrüchen. Die Liebe braucht Zeit. Will ich langfristig und stabil lieben, so muss ich, wie beim Hausbau, ein gutes und ordentliches Fundament errichten. Ich muss Pläne machen, Vorstellungen haben, Materialien begutachten und abwägen, vielleicht den ein oder anderen um Rat fragen. Ich stürzte mich nicht unüberlegt in einen Bauprozess, bei dem ganz plötzlich meine ganze Existenz auf dem Spiel stehen kann. Die Liebe kann, aber sollte kein wackeliges, windiges Zelt sein, dass ich an einem Tag aufbaue und am anderen Tag andernorts erneut errichte. Selbst das stabilste Tipi wird das auf die Dauer nicht gut überleben.

Es braucht also Zeit für die Liebe und es lohnt sich sich diese zu nehmen. Genauso wie man Zeit für die Liebe braucht, gibt es aber auch eine Zeit für die Liebe. Nur weil ich heute jemanden sympathisch finde, muss ich nicht sofort meinen Kopf verlieren und unsere gemeinsame Zukunft planen. Enthusiasmus ist nicht verkehrt, kann aber auch den Blick auf das Wesentliche vernebeln und trüben. Die Zeit der Freundschaft, ein wichtiges Stadium im Prozess der wahrhaft entschiedenen Liebe, darf nicht übersprungen werden. Nimm dir Zeit für Freundschaft und um jemanden wirklich kennenzulernen! Die Freundschaft nämlich prägt den Umgang miteinander und in weiterer Folge auch die Liebe. Es sind Freundschaften, die den Druck von den Schultern nehmen und ein freies Kennenlernen möglich machen. Ein kennenlernen von mir selbst, aber auch von meinem Gegenüber.

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Die Liebe ist eine Entscheidung

Liebe ist eine Entscheidung. Eine Entscheidung für eine andere Person, mit allen Konsequenzen, die man, zum Zeitpunkt des Versprechens dieser bindenden Entscheidung, nicht einmal annähernd abschätzen kann. Diese Entscheidung kann aber nicht gedrängt werden und man sollte sich und die andere Person nicht zu früh vor die Entscheidung stellen. Ein wahrhaftiges JA muss so unglaublich tragfähig sein, weil es für uns die unbegreifliche und unfassbare Zukunft beinhaltet und für dieses JA braucht es Zeit.

Die Liebe ist ein Risiko

Eigentlich ein ganz schön krasser Gedanke. Wahrhaft zu lieben ist vermutlich das Verrücktest das man als Mensch machen kann. Liebe ist ein echtes Abenteuer. Ein echtes Risiko. Die Liebe geht über unser Verständnis und auch über unsere menschlichen Fähigkeiten hinaus. Die Liebe ist mehr, weil sie göttlich ist. In ihr wachsen wir wahrhaft über uns hinaus und Gott entgegen.

Die Liebe ist Glaube

Genau deswegen ist es eine Glaubensentscheidung und im Glauben verankert. Nur mit und durch und letztlich auch für Gott wird es uns möglich das menschliche Gegenüber in seinem Person-Sein so anzunehmen, zu ehren, zu würdigen und letztlich auch zu lieben, wozu wir geschaffen wurden. Darin liegt die Erfüllung unseres Menschseins.

Die Liebe ist Erfüllung

Wie schon gesagt: die Liebe ist etwas Großes. Viel größer als wir Menschen es sind und das spüren wir, egal ob religiös oder nicht, wenn wir sie erfahren. Wir sind in Liebe erschaffen und für sie gemacht. Man könnte also auch sagen: wir sind für Großes gemacht und Großes braucht Zeit.

 

Lasst uns im Namen der Liebe nicht zu klein denken. Nicht zu schnell und nicht zu früh handeln, aber auch genauso wenig zu früh aufgeben. Ihr merkt schon: Das mit der Liebe ist kompliziert. Herausfordernd. Deswegen will lieben ja auch gelernt sein. Und dafür sollten wir uns Zeit nehmen und dankbar sein, wenn wir sie bekommen. 

 

Ein fröhlichen Valentinstag an alle Liebenden. Ob in Partnerschaft oder Freundschaft.

3 Kommentare Gib deinen ab

  1. Mie gefällt der Satz „Wir mobben uns aus unsetem Leben.“ sehr gut!

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  2. gripseljagd sagt:

    Das kann sowieso niemand kontrollieren und beherrschen, deshalb ist es eher Glück und Zufall den zu finden mit dem man alt werden kann und das positiv und nicht im Verzicht.
    Ich glaube nicht, das langsam ein Garant für Erfolg und Glück ist, schnell das Risiko wesentlich erhöht.

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